Windpark Hauzenberg
Die BayWa r.e. AG beabsichtigt die Errichtung eines Windparks mit 4 Windrädern direkt am Ruhmannsberg (Hauzenberg). Die 4 Windräder sollen knappe 250 Meter hoch werden und würden damit zu den höchsten und größten Windkraftanlagen in ganz Deutschland zählen. Ende 2021 hat die BayWa r.e. AG einen Antrag hierzu an die Stadt Hauzenberg gestellt, die Anlagengröße ist hiervon Bestandteil. Darüber muss der Stadtrat der Stadt Hauzenberg nun abstimmen.
Der Windkraftpark soll mitten im Waldgebiet am Ruhmannsberg entstehen, teilweise in unmittelbarer Nähe der Wasserschutzgebiete. Der Bau wäre mit massiven Eingriffen in das bislang intakte Gefüge Ruhmannsberg verbunden.
Trotz der Größe des Bauvorhabens sind wichtige Fragen zum Trinkwasserschutz, Brandschutz sowie Natur- und Artenschutz ungeklärt. Ursprünglich wurde angekündigt, dass diese Klärung vor der Antragstellung auf Bauleitplanung passieren soll. Der Antrag liegt nun seit Ende 2021 vor. Die Fragen sind nach wie vor unbeantwortet. Für uns lässt dies vermuten, dass die Belange der Menschen hier vor Ort für die Windpark-Investoren nur eine untergeordnete Rolle spielen.
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Wasserschutz
Hat der Bau der 4 großen Windkrafträder in Hauzenberg einen Effekt auf das Trinkwasserversorgung in der Region? Dazu ergeben sich viele offene Fragen, wie z.B.:
Welche Auswirkungen können die geplanten Baustellen
auf die Quellen am Ruhmannsberg haben?Auf welchem Weg werden die Materialien zu den Bauplätzen
transportiert und wie werden Auswirkungen auf die Quellen ausgeschlossen?Wie werden Verunreinigungen des Bodens und des
Grundwassers z.B. durch Öl ausgeschlossen?Woher kommt ggf. das Wasser für die Region, wenn die Quellen durch
die Baumaßnahmen versiegen, verunreinigt werden oder deutlich weniger Wasser liefern?Durch welche unabhängige Stellen werden die oben
aufgeführten Punkte geprüft und überwacht?
Unsere Recherchen
Eine Recherche bei Google offenbart zahlreiche Beispiele, bei denen es z.B. zu Öl-Ausritten an Windrädern gekommen ist. Aktuelle Beispiele aus dem Jahr 2021:
- Windkraftanlage: Im Orschweierer Wald war Öl ausgelaufen, gemeldet wurde das jedoch zunächst nicht
(Lahrer Zeitung – 13.04.2021) - 1.500 Liter Öl bei Arbeiten in Windpark ausgetreten
(BVZ – 29.06.2021) - Windrad am Bretzenstein nach technischem Defekt gesichert
(Bayerischer Rundfunk – 17.08.2021) - Eingestürztes Windrad in Haltern: Hunderte Liter Öl verseuchen Waldboden (Halterner Zeitung – 27.10.2021)
- Windräder zwischen Neustadt und Sonnefeld. Am Kraiberg kam Öl vom Himmel(inFranken.de – 26.12.2021)
- Windrad Kraiberg: Das ausgetretene Öl verschmutzt sichtbar den Turm (Neue Presse Coburg – 30.12.2021)
Berücksichtigt man hier ebenfalls die Berichterstattung der Vorjahre, finden sich zahlreiche weitere Vorfälle, bei denen durch Windräder und deren Betreiber Öl oder sonstige Verunreinigungen in den Boden eingebracht wurden.
In der Nähe eines Wasserschutzgebiets wäre das fatal.
Die Recherche zu möglichen Auswirkungen von Baustellen auf Trinkwasserquellen, zeigen auch hier Vorkommnisse – ein Auszug:
- Wegen Dinzler-Großbaustelle: Quelle trocknet aus
- Westring-Baustelle legt über 400 Jahre alte Heilquelle im Donautal trocken
- Arlesheim: Geschützte Quelle unterhalb der Baustelle für die Überbauung beinahe versiegt
- Langjährige Trinkwasserquellen in Silenen sind versiegt. Die Ursache liegt beim Neat-Tunnelbau zwischen Erstfeld und Amsteg
- Baustelle am alten Kolpinghaus steht im Verdacht, zum Versiegen des siebten Brünnleins beizutragen
Wie ist Deine Meinung zum Thema Wasserschutz und Windkraftpark in Hauzenberg? Nutze die Kommentare am Ende des Artikels.
Aktuelle News zum Windpark Hauzenberg
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Aktuelle Meldungen zum Thema Windpark gibt es auch per E-Mail.
Hinweis: Auf der Seite der BayWa r.e. AG findet sich eine Präsentation (PDF) mit dem Ergebnis “Aktuell lassen sich keine negativen Auswirkungen der Windkraftanlagen auf den Trinkwasserschutz erkennen”.
Allerdings bezieht sich dieses Ergebnis offenbar ausschließlich darauf, dass die Windräder nicht direkt in den Wasserschutzgebieten errichten werden sollen. Auf die weiteren oben aufgeführten Fragen, liefert sie keinerlei Antworten.
Brandschutz
Hat der Bau der 4 großen Windkrafträder in Hauzenberg einen Effekt auf das Brandgefahr am Ruhmannsberg?
Der Brandschutz insbesondere bei einem Vorhaben in einem Waldgebiet einen besonderen Stellenwert einnehmen. Dies verdeutlicht auch eine aktuelle Meldung des Landratsamt Passau aus dem März 2022. Der Waldbrandgefahrenindex erreicht demnach zu diesem Zeitpunkt die Stufe 4 von 5. Selbst herumliegende Glasflaschen oder Folien werden als potenzielle Gefahrenquellen für einen Waldbrand eingestuft.
Warum der Brand eines Windrads in einem Waldgebiet eine besondere Gefahr darstellt, ist der Tatsache geschuldet, dass sich die Anlagen aufgrund ihrer Größe nicht durch die Feuerwehr löschen lassen. Die einzige Möglichkeit ist die Windräder kontrolliert abbrennen zu lassen.
Auf einer offenen Fläche, auf denen in Deutschland mit Abstand die allermeisten Windräder stehen, ist dies weit weniger problematisch als mitten in einem Waldgebiet, in dem selbst eine herumliegende Flasche zu einem Waldbrand führen könnte.
Recherchen
Wir auch hier eine Recherche durchgeführt. Alleine für 2021 finden sich dutzende Presseberichte über Brände an Windkraftanlagen im deutschsprachigen Raum – ein Auszug:
- Windrad brennt zwischen Hohe und Ottenstein (Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung – 12.01.2021)
- Am Boden liegendes Windrad brannte nahe Wittstock (Märkische Allgemeine – 07.02.2021)
- Windkraftanlage bei Neuland brennt (Stader TAGEBLATT – 28.02.2021)
- Windrad im Windpark Gols ging in Flammen auf (KURIER – 12.04.2021)
- Windkraftanlage in Lindewitt abgebrannt (NDR – 06.05.2021)
- Windkraftanlage in St. Arnold brennt – und kann nicht gelöscht werden (MV Online – 01.10.2021)
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Natur- & Artenschutz
Hat der Bau der 4 großen Windkrafträder in Hauzenberg einen Effekt auf das Natur- und Artenschutz?
Die Wälder am Ruhmannsberg bestehen überwiegend aus älteren Mischwald mit hohem Laubholzanteil, viele Gebiete sind seit vielen Jahren unberührt. Dies zeigen auch unsere Fotos vom Ruhmannsberg.
Wildtiere
Und genau das macht den Ruhmannsberg zum idealen Lebensraum für viele Wildtiere. Dies zeigt z.B. das Vorkommen des Feuersalamander. Durch eine aktuell vorherrschende Epidemie ist er zunehmend bedroht (Quelle). Aus diesem Grund hat das Bayerisches Staatsministerium für Umwelt 2021 ein Artenhilfsprogramm über 1,7 Millionen Euro aufgelegt.
Sein Vorkommen unterstreicht die aktuell intakte Natur am Ruhmannsberg. Auch der Feldhasen ist am Ruhmannsberg heimisch und wird seit geraumer Zeit auf der Roten Liste als „gefährdet“ (Kategorie 3) geführt. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an weiteren tierischen Waldbewohnern, die am Ruhmannsberg seit vielen Jahren hemisch sind.
Die Zerklüftung der Waldgebiete, die hierdurch fehlenden Rückzugsräume und der Verlust des Waldinnenklimas, könnten für viele heimischen Wildtiere von deutlichem Nachteil sein. Hinzu kämen die Temperaturerhöhung, die durch die Windräder erzeugt werden. Diesen Effekt zeigte die Studie „Climatic impacts of wind power“ der Harvard University aus dem Jahr 2018 – die Messungen ergaben eine deutliche Temperaturerhöhung am Boden, ausgelöst durch die Luftverwirbelungen der Windturbinen.
Hinzu kommen eine Vielzahl an Sing- und Greifvogelarten die am Ruhmannsberg heimisch sind. Deren Überleben wäre durch die Windräder womöglich bedroht, wie die verschiedenen Fledermausarten.
Rodungsfläche
Um herauszufinden, wie groß die Flächen sind, die für den Bau eines Windkraftparks gerodet werden müssen, findet eine Analyse der Fachagentur Windenergie an Land e.V.. Im Jahr 2020 wurde durch den Verein hierzu eine Umfang unter Windkraftanlagenbetreibern durchgeführt.
Die Ergebnisse reichen von 0,04 Hektar bis 1,28 Hektar Rodungsfläche pro Windrad. Hinzu kommen die Flächen, die laut Fachagentur Windenergie “während der Dauer der Bauphase temporär beansprucht” (gerodet) werden. Hier liegt die Spannbreite bei 0 ha bis 1,88 ha pro Windrad. Nimmt man die Werte zusammen, liegt die Spannbreite bei 0,04 ha bis 3,16 ha – je nach Größe des Windrads.
Da die geplanten Windräder am Ruhmannsberg zu den größten Windräder Deutschlands zählen, macht es Sinn sich auch beim Flächenbedarf am oberen Ende zu ortiertieren. Bei einem Windkraftpark mit 4 Windrädern kommen wir so auf eine Fläche von ca. 12,5 Hektar, die – zumindest temporär – gerodet werden müssen. Dies entspricht in etwa 18 Fußballfeldern.
Analysiert man Luft- und Satelitenbildaufnahmen vom Ruhmannsberg der vergangen Jahre, sieht man, dass der Waldbestand in den letzten Jahren kontinuierlich rückläufig ist. Würde hier zusätzlich eine Fläche von 12,5 Hektar wegfallen, hätte dies voraussichtlich massive Einflüsse auf den Wald und seine Bewohner. Das Gebiet würde zerklüftet.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Landesverband Bayern e.V. findet im Positionspapier Stromtrassen im Wald klare Worte:
“Unsere Wälder sind bereits stark zerschnitten; große geschlossene Waldgebiete gibt es kaum noch. Dennoch sind Wälder die wichtigsten Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen.”
“Schneisen im Wald bergen außerdem großes Gefahrenpotential: Sturmangriffsflächen, Sonnenbrand an lebenden Bäumen, Insektenschäden, Verlust des Waldklimas, das alles über Jahrzehnte hinaus.”
Ist Dir der Natur- und Artenschutz auch wichtig?
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Hab eure Seite über Instagram gefunden. Bin aus Hauzenberg und hab auch schon von dem Windrad gehört, aber ned gwusst, was das bedeutet und wie groß das werden soll. Bin öfter mit dem Hund da spazieren, so schön da! Glaub ich fänds ned gut.
Irrwitzig und nicht nachvollziehbar
Es ist fast irrwitzig und stillos absolut nicht nachvollziehbar, dass einzelne Bürger einer Ortschaft in der Stadt Hauzenberg Windräder blockieren und verhindern. Besonders zu erwähnen ist, dass alternative Energie nicht ohne Einbußen gewonnen werden können.
Es ist schon erstaunlich auffällig, dass konstruktive Kommentar auf dieser Plattform nicht veröffentlich werden. Dann werde ich einen Leserbrief in der PNP schreiben.
Hallo Herr Hirz,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich freue mich immer über konstitutive und v.a. sachliche Diskussionen.
Wer sich mit den Inhalten auf ruhmannsberg.com etwas genauer befasst, wird z.B. den Kommentar von Herrn Erwin Bauer auf der Startseite finden. Sicherlich ein gutes Beispiel dafür, dass auf unserer Webseite in keiner Form irgendeine Art von Zensur stattfindet.
Wie bei allen WordPress basierten Webseiten, müssen Kommentare nach der Einsendung freigegeben werden. Anders als Tageszeitungen, haben wir kein großes Team, dass sich hierum kümmert. Daher kann dies unter umständen etwas dauern.
Ganz persönlich empfinde ich Ihre Kritik an “einzelne Bürger einer Ortschaft” nicht als einen besonders “konstruktive(n) Kommentar”. Trotzdem haben wir diesen veröffentlicht.
Eine Demokratie muss es aushalten können, dass es Menschen mit unterschiedlichen Meinungen gibt. Auf der Webseite haben wir sehr detaillierte beschrieben, warum wir den Ruhmannsberg für das Projekt in der aktuellen Fassung nicht als geeigneten Standort ansehen.
Sie sind herzlich dazu eingeladen sich mit Gegenargumenten in die Diskussion einzubringen. Ich bin gespannt auf Ihren Leserbrief in der PNP.
Viele Grüße
Boris Peter Bergmann